Bügeln

Der Ausverkauf hat in diesem Blog also begonnen. Ich habe meine Seele verkauft. Für 139€ UVP ging sie an Tefal, die mir aus freien Stücken ein Bügeleisen (Tefal Freemove FV 9920 GZG) sendeten. Für mich ist das Neuland, weil ich bisher alle Produkte über die ich hier schrieb aus eigenem Antrieb und vor allem vom eigenen Geld angeschafft habe. Mir stand aber frei das Bügeleisen zu behalten und nicht darüber zu schreiben. Nur damit ihr über den Hintergrund im Bilde seid.

Die neue Freiheit des Bügelns begann mit einem Karton voller Glitzerkonfettizeugs, die sich beim Öffnen im gesamten Büro verteilte. Statt bügeln stand also erstmal saugen auf dem Programm. Wahrscheinlich ist das aber keine Serienausstattung sondern soll Bloggern dabei helfen, gut gelaunt zu sein. Ich durfte den Scheiß erstmal weg saugen.

Meine Vorgeschichte als Bügler

Kommen wir aber zum praktischen Teil dieses Artikels: zum bügeln. Ich bügle meine Kleidung ausschließlich selbst. Das bedeutet ich trage wenn möglich Kleidung die bügelfrei ist. Oder zumindest solche, die ich für bügelfrei erklärt habe. Dazu kommt, dass ich nicht besonders gut im bügeln bin, was sich vor allem in mangelnder Geschwindigkeit manifestiert.

Aktuell besitze ich ein Konkurrenzbügeleisen der Marke Rowenta, das vor vielen Jahren wahrscheinlich inflationsbereinigt ein Viertel von dem Freemove gekostet hat.

Zurück zum Karton

Neben den Glitzersternen war in dem Karton eine „Kreativaufgabe“. Irgendwas mit einem Jutebeutel, Bügelbildchen, Textilmarkern und einem Bügel, der meinen Namen trägt. Ein Artikel über ein kabelloses Bügeleisen sollte sich meiner Meinung nach um das Bügeleisen drehen. Wenn ich einen Tesla probefahre berichte ich ja hinterher auch nicht über den Straßenplan im Handschuhfach oder den Wackeldackel auf der Hutablage.

Also zum Bügeleisen. Grundsätzlich funktioniert es ähnlich wie ein normales Bügeleisen, nur dass es in zwei Teile aufgeteilt ist: eine Ladestation und das Bügeleisen an sich. Das Bügeleisen hat aber – anders als ich es zunächst erwartete – keinen Akku. Wenn es angeschlossen ist und in der Station steckt, heizt es auf.

Benachrichtigungen: ein

Bügelt man dann kurz damit signalisiert eine Piepton zusammen mit einer kleinen Lampe an der Station, wann es frischen Strom bekommen möchte. Das passiert allerdings schon nach wenigen Sekunden, so dass ich tatsächlich das Handbuch herausholte um zu überprüfen, was ich falsch mache. Wie sich herausstellen sollte: nichts. Das Bügeleisen fordert in der Regel nach ein paar Sekunden neue Energie. Das ist jetzt nicht so wahnsinnig dramatisch, weil das Kleidungsstück ja auch zurechtgelegt werden will. Laut Handbuch ist die Phase auch genau so lang bis man(n) ohnehin wieder das Kleidungsstück anfassen und das Bügeleisen zurück in die Station stecken muss.

Meine Interpretation ist, dass der Intervall zu kurz ist, Tefals Interpretation dürfte sein, dass ich zu langsam bügle. Sicher muss man das Bügeleisen nicht in dem Moment zurücklegen, wenn die Lampe angeht. Schließlich verliert es seine Temperatur nicht von jetzt auf gleich. Aber die Tatsache, dass mich während der ohnehin ungeliebten Bügeltätigkeit noch auf drei kleine Kontrolllampen konzentrieren muss, widerstrebt mir ein wenig.

Ich würde in diesem Zusammenhang jetzt nicht direkt von Stress sprechen, aber die riesige Arbeitserleichterung sehe ich auf der anderen Seite in der Kabelllosigkeit jetzt auch nicht unbedingt. Im Gegenzug bekomme ich noch eine Benachrichtigung, dass ich etwas tun soll, was ich meinem Telefon und Computer gerade mühevoll abtrainiert habe, fägt jetzt mein Bügeleisen an? Auf der anderen Seite hat mein Bügelbrett einen Arm, der das Kabel meines normalen Bügeleisens hochhält, so dass ich es nicht überbügle. Erfüllt den gleichen Zweck, aber ohne das Gefühl als Sklave im Takt der LED und des Piepsens zu bügeln.

Ansonsten hat das Tefal Freemove FV 9920 GZG, was ein Bügeleisen eben so hat. Dampf bzw. Wasser aus verschiedenen Öffnungen und einen Temperaturregler. Für Menschen wie mich ist dieser nicht einfach nur mit min und max beschriftet, sondern mit den tatsächlichen Stoffen, die bei den jeweiligen Temperaturen überleben. Das ist schon hilfreich für einen Gelegenheitsbügler wie mich. Der Pistolenabzug am Griff sorgt für minimalen konstanten Dampf. Oben am Griff sind dann noch die Üblichen Knöpfe für einen ordentlicher Männer-Dampfstoß und die kleine Wasserpistole.

Das klassisch gelernte auf die Rückseite stellen des Bügeleisens bei Nichtbenutzung sollte sich der geneigte kabellose Bügler aber schnell abgewöhnen. Einerseits lädt das Bügeleisen natürlich nicht, andererseits ist die Rückseite rund und das Bügeleisen kippt um. Das ist aber wahrscheinlich gewollt, schließlich soll das Bügeleisen in der Station auf der ergonomisch gefederten Halbkugel abgelegt werden.

Spätestens hier hat mich die Marketing-Abteilung von Tefal komplett verloren. Warum muss die ablage des Bügeleisens gefedert und eine Halbkugel sein? Inwiefern kommt das der Bügel-Ergonomie entgegen? Alles um dieses Produkt wirkt wie ein feuchter Marketingtraum. Jede Menge Weltexklusive Innovationen werden auf dem Faltblatt ausgewiesen. Nicht alle sind so spektakulär wie die Ablagehalbkugel. Darüber hinaus erklärt uns die Verpackung noch, dass 2.400 kabellose Watt genauso viel Energie sind wie 2.400 kabelgebundene Watt. Das fand sogar ich mit meinem reduzierten Physikverständnis nachvollziehbar.

Heißes Eisen?

Insgesamt ist die sensationelle Funktion des kabellosen Bügeleisens für mich jetzt nicht so begeisternd. Vor allem die Tatsache, dass sich die „neue Freiheit“ auf einige wenige Sekunden beschränkt, haut mich nicht vom Hocker. Ich sah mich schon im Sommer draußen in der freien Natur bügeln, dort wo die Düfte meines Waschmittels ihre Inspiration fanden. Stattdessen sitze ich hier mit einem wirklich netten Bügeleisen, dessen Nutzung an einem Punkt noch einen neuen Haken ins Bügeln bringt. Daher frage ich mich in diesem Zusammenhang, ob hier nicht mit Technik ein Problem gelöst wird, dass ich nicht habe.

Möglicherweise bin ich auch nur ein Ignorant, der die Zukunft verkennt und für andere Menschen stellt das Kabel beim Bügeln ein echtes Problem dar. Auf jeden Fall möchte ich Tefal für die Gelegenheit danken, meinen Horizont erweitert zu haben, mich mein Bügelselbstverständnis zu hinterfragen und ich als Testfolge jetzt für die nächste Woche sogar gebügelte Unterwäsche habe.