Der Roomba 521 & ich

Als wenig vorbildlicher Hausmann spielte ich schon lange mit dem Gedanken, die lokale Staubsauge-Arbeit an einen Roomba auszulagern. Die Ungewissheit über den Umgang mit Langflorteppichen und meiner relativ verwinkelten Wohnung sowie die große Produktmatrix der Firma iRobot hielten mich bisher davon ab.

Seit knapp zwei Wochen werkelt jetzt bei mir ein Roomba 521 in der Wohnung. Im Großen und Ganzen bin ich mit meinem mechanischen Haustier ganz zufrieden, auch wenn er sich schon die eine oder andere Eskapade geleistet hat, aber eins nach dem Anderen.

Welches Schweinchen hätten’s denn gern?

Denn vor das Saugen hat man bei iRobot die Marktsondierung gesetzt. Man kauft nicht einfach einen Roomba. Man studiert Datenblätter. Es scheint mehr Modelle zu geben, als Android-Telefone. Nach meinen Recherchen gibt es aber keine bedeutenden Unterschiede der Saugleistung. Jedenfalls in der »normalen« 500er-Serie. Die 700er-Serie, kommt mit einem zusätzlichen Intensiv-Programm daher. Aber ich wohne ja nicht am Waldrand oder arbeite im Lehm.

In der 500er-Serie unterscheiden sich die Modelle offenbar nur in Ausstattung und mitgelieferten Virtuellen Wänden. Das sind kleine Funktürme, die dem Roomba zeigen wo seine Grenzen sind. Ansonsten gibt es Fernbedienungen, Timer, Zeitschaltuhrern, usw.

Ich habe nichts, wovon ich den Roomba fern halten will oder muss, also brauche ich keine virtuellen Wände. Realistisch betrachtet stehe ich auch nicht so früh auf, dass sich Nachbarn evtl. vom Staubsaugen gestört fühlen würden, wenn ich ihn beim Verlassen der Wohnung losschicke. Also habe ich mich für das Basismodell ohne Zeitschaltuhr entschieden.

So leben wir zusammen

Überraschender Weise personalisiert man den kleinen Mitbewohner mit dem Platinenherzen sehr schnell. Beobachtet man den kleinen bei seinen ersten wirren Erkundungstouren in der Wohnung, ist man doch sehr an ein frisch geborenes Giraffenbaby erinnert, welches von der Welt hier draußen völlig überfordert ist. Also musste ein Name her. Nachdem mir vorgeworfen wurde, dass es nicht in Ordnung sei, den kleinen Svetlana zu nennen, hört er aktuell übergangsweise auf den Namen Wall•E.

Der Kleine kommt mit einer Ladestation, die leider viel zu leicht geraten ist, so dass er sie beim losfahren gerne mal mitzieht. Da ich aber ja keine Zeitschaltuhr habe, fährt er sowieso nur los, wenn ich oben draufdrücke.

Dann beginnt er seine wirren Runden kreuz und quer durch die Wohnung. Der Langflorteppich im Wohnzimmer stellt dabei übrigens überhaupt kein Problem dar. Er stellt sich auf den neuen Untergrund ein und saugt fröhlich darauf herum. Ein ähnlicher Teppich im Schlafzimmer scheint aber für ihn eine unüberwindbare Hürde darzustellen.

Wenn er sich dann durch die Wohnung gewuselt hat, fährt er zurück in seine Station. So jedenfalls der Plan. Manchmal klappt das nicht ganz. Als ich nach der Arbeit nach Hause kam, hatte er sich im Bad eingesperrt und in den Badteppich eingewickelt. Eskapaden, die mich an meine Jugend und erste Experimente mit Alkohol erinnern. Aber da muss wohl jeder seine eigenen Erfahrungen machen. Bei seiner ersten Fahrt hatte er irgendwann auf dem Teppich aufgegeben, weil sich seine Bürste vollgesetzt hatte.

roomba in Aktion

Nachdem ich gefühlt das Material von zwei Echthaarperrücken aus der Bürste gezogen hatte, machte er dann weiter. Wer sich also Haustiere, eine Freundin oder andere stark haarende Mitbewohner hält, wird überrascht sein, was der Kleine alles so findet. Aber schon nach zwei Fahrten hatte sich das Problem der Überforderung gelegt und er kam gut mit dem anfallenden Staub und Krümeln zurecht.

Ansonsten klappt das mit dem zurückfinden meistens aber ganz gut. Einmal hatte er sich auf dem Fuß des Wächeständers festgefahren. Man möchte also darauf achten, die Grundfläche der Wohnung frei von Roombahindernissen zu halten. Freiliegende Kabel zum Beispiel, zieht er mit Freude durch die Gegend oder wickelt sie sich um seine Bürste, bis er abschaltet.

Was der Roomba nicht ist

Der Roomba ist kein Ersatz für einen Staubsauger klassischer Natur. Die Logik gebietet, dass der kleine nur an Stellen kommt, deren Zugang nicht schmaler ist als er. Die Ecke hinterm Klo, kleine Nischen oder der Bereich hinter offenen Türen bleiben dem kleinen verwehrt. Außerdem ist er herrlich ungeeignet um Spinnen von der Decke zu saugen. Auch hier gilt, dass man sich das vorher denken kann.

Außerdem ist zu bedenken, dass er seinen Saugbetrieb mit einer Akkuladung verrichten muss. Die Saugleistung ist also eher schwach und verliert nicht nur gegen einen Dyson mit Tausend Megawatt. Das macht er aber mit Ausdauer wieder wett. Den Roomba schicke ich nämlich fast jeden Tag einmal durch die Wohnung. Mein bisheriges Staubsaugeverhalten war da doch etwas anders.

So kommt es, dass meine Wohnung so sauber ist, wie lange nicht, Wall•E mir abgewöhnt hat, den Fußboden als Ablagefläche zu nutzen und ich selbst unterm Bett vom Fußboden essen könnte. Wenn ich denn wollte. Warum auch immer ich das sollte.

Aus meiner Sicht zwei Daumen hoch für meinen eifrigen neuen Mitbewohner.