Elektroeinzelhandel

Sehr geehrter Einzelhandel, wir haben unseren letzten Jahren auseinander gelebt. Ich kaufe meine Dinge größtenteils im Internet. Dieses Jahr zur Weihnachtszeit verfiel ich in eine Melancholie und verspürte das Bedürfnis unsere Beziehung zu überdenken. Ich wollte wohl einfach mal sehen, was aus dir geworden ist. So zog es mich nach Jahren wieder in einen Media Markt.

Da ich ohnehin plante meine Sonos Anlage aufzurüsten, dachte ich, ich kaufe hier einfach eine neue Komponente. Von Amazon, meinem Lieferanten für nahezu alles, wusste ich, dass es beim Kauf eines beliebigen Lautsprechers aktuell eine Bridge gratis dazu gibt. Im Media Markt Gifhorn war von dieser Aktion nichts zu finden. Außerdem war die gewünschte Box 20 € teurer.

Erst auf Nachfrage beim Verkäufer wurde mir bestätigt, dass die Aktion auch im Media Markt existiert und „wir auch den Preis machen können“. Hätte ich also nicht bereits im Internet geplant den Krempel zu kaufen, hätte ich 65 € mehr bezahlen dürfen, als ich schließlich tat.

Mit der Erkenntnis, dass ich für meinen gewünschten Aufbau auch eine Sonos Connect brauchen würde, und inzwischen zurück in Bremen, betrat ich einen weiteren Media Markt. Auch hier waren die Preise wieder abenteuerlich, mir wurde aber angeboten, das Ausstellungsstück zum Preis anderer Media Markt Märkte und Amazon zu kaufen. Auf ein weiteres Verhandeln wollte sich der Verkäufer sich nicht einlassen und ich wollte nicht zum vollen Preis ein gebrauchtes Gerät kaufen. So verließ ich unverrichteter Dinge auch diesen Laden, um mein Glück im nächstgelegenen Saturn zu versuchen.

Gleicher Konzern, anderes Schild über der Tür. Hier war die Sonos Connect bereits seit über zwei Wochen ausverkauft, der Verkäufer bestärkte mich aber darin das ist ein großartiges Gerät sei und er mich gerne anrufen würde, sobald wieder ein Exemplar vorrätig wäre. Ich lehnte dankend ab und wies ihn darauf hin, dass wenn zwei Wochen Wartezeit akzeptabel wären, ich die Bestellung in zwölf Tagen bei Amazon tätigen könnte. Und dann würde es auch von alleine zu mir kommen und ich müsste nicht 70 Cent für zehn Minuten Parkzeit bezahlen. Ich erntete ein verstörtes Lächeln. Zu diesem Zeitpunkt war das Ganze für mich zu einem sozialen Experiment geworden und so suchte ich den nächsten Elektronikmarkt auf. Hier fand ich die Sonos Connect zum gleichen Preis wie bei Amazon und brauchte nur noch zwei Kabel um sie anzuschließen.

Wie schon bei meinen letzten Besuchen in Elektronikmärkten vor circa anderthalb Jahren, musste ich feststellen, dass sich das Geschäftsmodell offenbar dahingehend verschoben hat, den Gewinn komplett über völlig überteuerte Kabel zu machen. So wollte dieser Media Markt für ein optisches Kabel von 1 m länge 17,99 € und für einen einfaches Klinke-Chinch-Kabel noch einmal so viel. Zu diesem Zeitpunkt erklärte ich das Experiment für gescheitert und plante die Kabel im Internet zu bestellen. Amazon ruft übrigens für die gleichen Kabel des gleichen Herstellers weniger als ein Drittel des Preises auf. Glücklicherweise stellte ich zuhause fest, dass Sonos die wichtigsten Kabel beilegt. Doppelt Glück gehabt.

Bei all dem Gerede über Amazon, und den Umgang mit den eigenen Mitarbeitern, der sicherlich verbessert werden muss, sollten wir nicht aus den Augen verlieren, dass aus Sicht des Kunden eigentlich nichts dafür spricht, sich im Einzelhandel zu abstrusen Preisen und miesem Service übers Ohr hauen zu lassen.