Oh Snap
Netflix, Hulu Plus und hierzulande Watchever und Lovefilm erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Leider ist das Angebot noch sehr begrenzt. Kürzlich warf Sky mit Snap seinen Handschuh in den Ring der Streamingdienste. Als Bestandskunde darf ich Snap bis Ende Januar kostenlos testen. Das habe ich getan.
Anmeldeprozess
Man sollte meinen, dass dieser Vorgang Ende 2013 nicht mehr beschreibenswert ist. Schließlich haben wir uns im Internet ja auf ein übliches Anmeldeprozedere geeinigt. Wenn ich allerdings schon Kunde eines Unternehmens bin, könnte man erwarten, dass der Prozess einfacher wird.
Ich kann mich nicht erinnern, dass ein Service für den ich mich in den letzten 10 Jahren angemeldet habe, diesen Vorgang ähnlich grandios vergeigt hat. Vor der Anmeldung Bedingungen akzeptieren, die man nach dem einloggen noch einmal akzeptiert, dann mit Sky-Daten einloggen. Streaming funktioniert nicht. Irgendwo in den Einstellungen von Sky Snap musste ich nämlich noch anhaken, dass ich den Service benutzen möchte. Logisch, schließlich logge ich mich andauernd bei Diensten ein, die ich nicht benutzen möchte. Nachdem ich den Haken gefunden und gesetzt hatte, musste Sky meine Anmeldung noch bestätigen. Warum auch immer. Jedenfalls drückte nach guten eineinhalb Stunden irgendwo ein Äffchen auf einen Knopf und mir wurde mitgeteilt, dass ich in ca. 20 Minuten den Service nutzen könnte. Von einer Freundin weiß ich, dass der Vorgang bei Anderen gerne mal zwei Wochen und einige Kontakte mit dem Support dauern kann. Sofern ich mich vorher schon in der App eingeloggt hätte, möge ich das doch noch einmal wiederholen. Hatte ich. Danke, es macht großen Spaß, lange Nummern an Touchscreens einzutippen. Glücklicherweise sind die Passwörter auf vier Zeichen begrenzt.
Als es dann tatsächlich losging, wollte Snap mit Silverlight installieren. Das kommt mir aber nicht auf die Platte. Ich habe mir keinen Laptop mit ewiger Akkulaufzeit zugelegt, um sie von einem Plugin halbieren zu lassen.
Dann eben mit der iPad-App.
Die App
Als leidgeprüfter Bestandskunde, dachte ich durch die Nutzung von Sky Go wäre ich vorbereitet auf das, was mich erwarten würde. Ich wusste: Sky ist nicht in der Lage eine brauchbare Software zu schreiben und Sky kann noch weniger UX. Aber ich war nicht vorbereitet auf das, was mich erwarten würde. Nicht einmal ansatzweise.
Laut Website unterstützt Sky Snap meinen Apple TV. Zwar nicht direkt, aber im Gegensatz zu Sky Go unterbindet die App auf dem iPad AirPlay nicht. Hier wird das Nichtabschalten einer Systemfunktion als Pluspunkt beworben. Das traut sich auch nur Sky, aber immerhin. Was ich nicht erwartet hätte, ist dass die Aussage auf der Website schlicht gelogen ist. Sky Snap unterstützt die Möglichkeit auf meinen Apple TV zu streamen ungefähr so gut wie mein Schuh. Zwar zeigt der Fernseher ein Bild, aber sobald ich den iPad-Bildschirm ausschaltete, erlischt auch der Versuch Boardwalk Empire zu schauen.
Okay, dann muss der Bildschirm wohl an bleiben. Ärgerlich wegen des Akkus aber das ist dann wohl so, man kann ja von Sky auch keine Wunder erwarten. Leider haben Smartphones und Tablets die Angewohnheit den Bildschirm nach einiger Zeit zu sperren. Und so endete der zweite Anlauf nach ziemlich genau einer Minute. Es ist also quasi unmöglich etwas auf dem Apple TV zu schauen, außer ich tippe alle 59 Sekunden einmal auf mein iPad.
Dann eben nicht. Wäre vielleicht auch zu viel verlangt, dass sich Sky Snap verhält wie nahezu jede vernünftige Video-App. Dann schaue ich Boardwalk Empire eben direkt auf dem iPad. An dieser Stelle möchte ich dem Leser, der mit den Apps aus dem Hause Sky nicht vertraut ist darauf hinweisen, dass nach jedem Tap der Bildschirm gesperrt und von einer Ladeanzeige überlagert wird. Das dauert jedes Mal ca. drei bis 20 Sekunden. Jedenfalls solange man sich hinter einem VDSL-Anschluss aufhält. Außer man versucht ein Video zu starten. Dann kommt das Overlay, dass verkündet es Prüfe meine Lizenz. Das dauert ungefähr doppelt so lange. Vielleicht habe ich hier einfach zu viel erwartet.
(figure: pin.jpg alt: Zwischendurch wird einfach mal die PIN abgefragt, weil man bei Sky nicht glaubt, dass sich das wirklich jemand antut.)
Viele Inhalte sind dafür auch mit Originalton verfügbar. Die Sprache lässt sich dann sogar ohne erneutes Laden wechseln. Außer man lädt ein Video auf das Gerät herunter, um es unterwegs zu schauen. Dann ist nur Deutsch verfügbar. Nach zwei Abstürzen der App und dem – wie beschrieben – ausgebremsten Navigationsprozedere lief dann auch endlich Boardwalk Empire Staffel 1 Folge 1 auf Englisch. Allerdings nur kurz. Nach ca. 10 Minuten habe ich die Frechheit besessen, die Helligkeit des iPads ändern zu wollen. In diesem Moment bricht die App die Wiedergabe ab, springt zur Seite der Folge zurück, lädt zweimal irgendwas und tut dann nichts mehr. Also noch einmal die Wiedergabe starten. Die App merkt sich übrigens nicht, wo die Wiedergabe eines Videos unterbrochen wurde und lädt von vorne. Also habe ich etwas herumgesucht bis ich wieder an dem Punkt war, an dem ich aufhörte und dann bloß nichts mehr anfassen bis die Folge vorbei ist. Auch als ich bei einer anderen Folge wegen eines Telefonates kurz pausierte und sich das iPad sperrte, war wieder vergessen, wo ich aufhörte zu schauen.
Die Videoqualität ist eher unterdurchschnittlich. Was auf dem iPad noch irgendwie durchgeht, sah in der einen Minute auf meinem Fernseher wirklich nach großen Klötzchen aus. Aber das mag auch daran gelegen haben, dass ich zur Rush Hour um ein Uhr nachts versuchte das Video abzuspielen.
Von vorne bis hinten stimmig
Dann fand ich auch noch heraus, dass die App 423 MB mobile Daten verbraucht hat obwohl ich sie nur im WLAN nutzte. Bravo Sky, ich hätte nicht gedacht, dass ihr es schaffen würdet die ganze Snap Geschichte so grandios zu versemmeln. Aber das ist eine von vorne bis hinten so stimmige Erfahrung, dass ich mir sicher bin, dass eine aufwändige Koordination dahinter steckt. Danke Sky, dass ich das ausprobieren möchte. Aber so möchte ich Sky Snap nicht mal geschenkt haben.